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Jakobsweg

Im April 2014 startet Michael Etscheid aus Frankfurt am Main seinen Spendenlauf entlang des spanischen Jakobswegs („Camino Francés“). Auf dem über 800 km langen Fußmarsch von Saint Jean Pied de Port nach Santiago de Compostela möchte er für das Kinderheim Finkennest und Aktion behindertes Kind Odenwaldkreis e.V. Spenden in Höhe von 10.000 EUR erlaufen, damit wir die therapeutische Arbeit mit den behinderten Kindern und Jugendlichen weiter fortgesetzen können. Unterstützen Sie Michael bei seinem Lauf entlang des Jakobswegs!

Die Entscheidung für eine Auszeit fiel bei Michael kurz nach seinem 40. Geburtstag bei einem längeren Spaziergang an der Ostseeküste. Die Auszeit sei weniger Resultat einer Sinnkrise und dem damit oft verbundenen Wunsch nach Veränderung oder Neuorientierung, sagt Michael. „Ich möchte in erster Linie einmal längere Zeit für mich alleine haben, tun und lassen, wozu ich Lust habe, ohne Rücksicht auf Verpflichtungen aus Beruf und Familie nehmen zu müssen. Und dann ist da noch der Wunsch nach Bewegung oder körperlicher Überwindung.“

Der Jakobsweg bietet sich hierfür nicht erst seit Hape Kerkelings Wanderbuch "Ich bin dann mal weg" an. Schon seit Jahrhunderten gilt der Jakobsweg als Symbol für spirituelle Einkehr und körperlicher Herausforderung.

Seine Mentorin Sue Waller hatte schließlich die Idee, die Pilgerreise mit einem wohltätigen Zweck zu kombinieren. Die Abteilung, in der Michael bei der DWS, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Bank, arbeitet, pflegt seit Jahren eine enge Beziehung mit dem Kinderheim Finkennest. Sein Team organisiert u.a. zwei Mal im Jahr „Social Events“ mit dem Finkennest: Im Sommer feiern DWS-Mitarbeiter und Finkennest-Kinder ein gemeinsames Gartenfest mit Clowns und anderen Attraktionen, im Winter werden im Rahmen einer Weihnachtsbaumaktion Wünsche der Finkennest-Kinder erfüllt.

Die Begegnungen mit dem Finkennest hinterlassen stets bleibende Erinnerungen, so Michael, denn die Kinder werden nicht nur mit Kompetenz, sondern vor allem mit viel Herz betreut. Er ergänzt: „Das Ur-Vertrauen der behinderten Kinder uns gegenüber ist im ersten Moment einfach überwältigend.“ Die Arbeit mit dem Finkennest erde und zeige auf, dass der Mensch das wichtigste im Leben ist.

Ziel des Spendenlaufs ist, dass bei Ankunft in Santiago de Compostela eine Spendensumme von 10.000 EUR zusammen kommt, denn: „In Deutschland werden Therapeutisches Reiten oder Musiktherapie nicht von den Krankenkassen bezahlt. Das Finkennest finanziert sich hier selbst aus Eigenmitteln und Spenden. Dank des Spendenlaufs werden die kleinen Finken auch zukünftig Förderung mit Musik oder Pferden erleben dürfen.“

Mit den Vorbereitungen für den Jakobsweg und seinem Spendenlauf hat Michael frühzeitig begonnen. Zunächst sei wichtig gewesen, die Auszeit mit seinem Arbeitgeber zu planen. Über ein konzernweites Arbeitszeitmodell namens „db zeitinvest“ wandelt Michael derzeit Lohn und nicht in Anspruch genommene Urlaubstage in Guthaben um, welches in der befristeten Freistellung dann ausgezahlt wird. Schwieriger sei die Planung in seinem Team gewesen, wo er maßgeblich an der Umsetzung großer Projekte beteiligt ist. „Den günstigen Zeitpunkt gibt es trotz einjähriger Vorlaufzeit nicht. Das Arbeitsumfeld im Bankenbereich ist aktuell sehr dynamisch.“ Er verstehe die dreimonatige Pause auch als Chance, um wieder Kraft für die noch anstehenden Aufgaben zu tanken.

Große Unterstützung und Verständnis für seine Auszeit habe er vor allem von seinem Freund Markus Weber und seiner direkten Führungskraft Carola Marx erfahren. Im Freundes- und Bekanntenkreis waren die Reaktionen stets positiv, manchmal überrascht, der über 70-jährige Schwiegervater wollte sogar mitlaufen. Und manch einer wollte spenden, bevor Michael die Pilgerreise überhaupt angetreten ist.

Den Rucksack für die über 800 km lange Wanderung zu packen, hat bei Michael Monate in Anspruch genommen. Seit dem vergangenen Sommer steht der Rucksack quasi fertig gepackt in der Wohnung, wird aber seitdem immer wieder optimiert, soll er doch bei Reiseantritt im April diesen Jahres weniger als 10 kg wiegen. „Leichter fiel mir die Organisation von Anreise und Pilgerpass“, so Michael. Letzterer sei notwendig, da die so genannte Compostela, die Urkunde, die die Ankunft in Santiago bestätigt, nur denjenigen verliehen wird, die nachweisen können, dass sie mindestens die letzten 100 km zu Fuß absolviert haben.

Auch wenn man bei über 200.000 Pilgern jährlich in den Pilgerherbergen und Restaurants entlang des Jakobswegs meist ein wenig Englisch versteht, hat Michael inzwischen mehrere Spanisch-Kurse an den Frankfurter VHS absolviert. Auch ein Erste-Hilfe-Kurs soll noch dazukommen. Herzstück der Vorbereitung ist allerdings die Fertigstellung einer Website, auf der man sich über seinen Spendenlauf informieren und über eine Spendenfunktionalität die Arbeit im Finkennest finanziell unterstützen kann. „Da das Finkennest bislang aber keine Homepage hatte, ist es am Ende ein kompletter Onlineauftritt geworden mit meinem Projekt als einem Bestandteil davon“, sagt Michael nicht ganze ohne Stolz, habe er sich die Programmierkenntnisse doch erst aneignen müssen.

Aktuell trainiert er am Wochenende mit vollem Gepäck, um sich die nötige Fitness für die anstrengenden ersten Etappen in den Pyrenäen anzueignen. Die angepeilten Streckenabschnitte seiner Wanderung entlang des Camino Francés liegen zwischen 25 und 35 km pro Tag. Insgesamt rechnet Michael damit, die gesamte Strecke in etwas über 40 Tagen zu absolvieren, längere Aufenthalte in Pamplona, Burgos und León miteingerechnet. „Ich habe schon vor, in den oft geschmähten Herbergen zu übernachten. Gleich die erste hat 120 Betten in einem Raum“, lacht Michael und verfügt verschmitzt hinzu: „Wenn’s zu schlimm wird, habe ich Ohropax dabei oder gönne mir ab und zu eine Nacht in einem Parador!“

In einem täglichen Blog wird Michael ab April von seinen Erfahrungen entlang des Jakobswegs berichten. Das besondere daran wird sein, dass er seine täglichen Berichte an jeweils ein Kind aus dem Finkennest richten wird. Und was er vermissen wird? "Vielleicht ist es paradox. Aber auf meinem Weg der inneren Einkehr wird mir fehlen, was ich für kurze Zeit hinter mir lasse - die Arbeit, mein Freund, meine Familie und Freunde. Und Erdnussflips."