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Geschichte

Wirkliche Erziehung besteht darin, das Beste in uns zu fördern.

Mahatma Gandhi

Das Finkennest blickt auf eine mittlerweile über 50-jährige Geschichte zurück. 1958 von Hedwig „Hedi“ Nürnberger gegründet, hat sich nicht nur das Aussehen des Heims, sondern auch die betreuerische Ausrichtung seit dieser Zeit tiefgreifend verändert.


Die Gäste kommen in Strampelhöschen

schreibt die Tageszeitung 1958, als Hedi Nürnberger auf den sogenannten „Sauwiesen“ in Mümling-Grumbach das Finkennest als Säuglingsheim eröffnet. Zuvor wurden die Gebäude als Behelfsheime der Tewa genutzt, der Firma von Hedis Ehemann. Nach Bombenangriffen im 2. Weltkrieg verlagerte die Tewa die Produktion von Darmstadt in den Odenwald.

Säuglingsheime waren in den hochmoralischen Nachkriegsjahren für ledige Mütter oftmals die einzige Möglichkeit, ihre meist unehelichen Kleinkinder in eine vorübergehende oder ständige Obhut zu übergeben. Überwiegend war die Erwerbsarbeit der leiblichen Mütter der eigentliche Anlass zur Heimaufnahme. Heute geht man davon aus, dass in der 50er Jahren bundesweit ca. 300.000 Säuglinge und Kleinkinder in über 400 Säuglingsheimen betreut wurden.

Hedi Nürnberger selbst ist Fürsorgerin, ein Beruf, der heute am besten mit Sozialarbeit beschrieben werden kann, und hat von Haus aus bereits eine starke soziale Prägung erfahren, da ihr Vater als Rektor der ersten Darmstädter Sonderschule vorstand. Unterstützt wurde Sie von Frauen aus Mümling-Grumbach.

und später mit Schultüte

Die erste Veränderung erfährt das Finkennest 1968, als Hedis Sohn Henning in den elterlichen Betrieb einsteigt, und als gelernter Heimerzieher die Betreuung auch auf Schulkinder ausdehnt. Mitte der 1970er Jahre, als Säuglingsheime aufgrund einer veränderten Pflegesatzökonomie allmählich in der Bundesrepublik verschwinden, leben im Finkennest bereits behinderte und nicht-behinderte Kinder zusammen. Aus heutiger Sichtweise eine fortschrittliche Einstellung.

Der Grundstein für die heutige Ausrichtung und das Aussehen des Finkennests wird 1976 gelegt. Henning Nürnberger verändert das äußere Gesicht des ehemaligen Säuglingsheims durch Anbauten, Spielplatzgestaltung und Neubau des Grünen Hauses. Erzieherisch legt er den Grundstein für Tiere im Finkennest und somit das heutige Förderangebot um Therapeutisches Reiten und Musiktherapie – vor allem heiratet er die Kinderkrankenschwester Lore Nürnberger und lebt mit ihr, den gemeinsamen drei Söhnen und den Finken gemeinsam auf dem Finkennestgelände. 1995 übernimmt Lore die Leitung und ist seitdem als Trägerin für die Einrichtung zuständig.

Heute: Leitung in der dritten Generation

Heute wird das Finkennest bereits in der dritten Familiengeneration geführt. Nach Abschluss seines Studiums der Heilpädagogik und mehrjähriger Tätigkeit in einem Kinderheim in Ostdeutschland unterstützt Lores Sohn Bernhard die Arbeit im Finkennest.

Therapeutisches Reiten und Musiktherapie werden ausschließlich aus Eigenmitteln und Spenden finanziert. Aktuell leben 24 Kinder und Jugendliche im Finkennest. Unter dem Leitsatz "Leben helfen, statt Funktionieren lernen" werden die Finken auf das Leben als Erwachsene vorbereitet oder - wenn unheilbar krank - im Sterben begleitet.